Kürzlich schickte mir jemand eine unkommentierte Kontaktanfrage bei LinkedIn. So weit, so normal. Doch diese Person hatte eine ganz besondere Beschreibung im Profil: „Wie du endlich deinen Bauch wegkriegst. Für immer. Ohne Verzicht.“ Und so weiter. „Abnehmen & Fitness für Unternehmer“ findet sich in dem Titelbild dieses möglichen LinkedIn-Kontakts.
Ja, ich sehe es ein. Corona hat sich (ein kleines bisschen!!) auf meine Hüften gelegt. Doch will ich darauf bei LinkedIn, einer Plattform für die berufliche Vernetzung und Positionierung, darauf angesprochen werden? Da bin ich unsicher. Doch ein Gutes hat diese Kontakteinladung gehabt. Schließlich brachte sie mich einmal mehr dazu, darüber nachzudenken, was man bei LinkedIn eigentlich so machen sollte – und was eben nicht.
LinkedIn – etabliertes Kommunikationstool
Eines sei mal gesagt. Andere auf figurliche „Herausforderungen“ anzusprechen, zähle ich schon mal nicht zu den „Do’s“. Von denen gibt es aber zahlreiche andere, die zunehmend mehr Immobilienprofis zum Networking bei LinkedIn nutzen. Die Plattform ist derzeit wohl das wichtigste soziale Netzwerk, um virtuell mit der Branche in Kontakt zu bleiben. Möglichkeiten finden sich viele. Eigene Artikel und Kommentare posten, Kontakte verlinken, auf Beiträge anderer Nutzer und Unternehmen reagieren, Live-Talks und der Klassiker: die Kontakteinladung. Unsere Branche spielt LinkedIn inzwischen wie ein Instrument. Wer heute nicht dabei ist, könnte schnell den Anschluss verlieren. Und auch die Medien reagieren darauf. Öffentliche Statements bei LinkedIn finden zunehmend Einzug in Zeitungsberichte. Journalisten nutzen die Plattform zur Recherche. Redakteure und Verlage positionieren sich dort als Marke.
Doch je stärker die Reichweite bei LinkedIn und die eigenen Aktivitäten sind, desto schneller verschwimmt auch die Grenze zwischen Nutzen und Schaden. Denn ab wann gilt man bei LinkedIn eigentlich als penetrant? Diese Frage stelle ich mir mit meinem Profil und natürlich den Profilen unserer Kunden durchweg. Und immer häufiger stelle ich mir diese auch stellvertretend für Leute, die mich ohne und nur mit liebloser Nachricht kontaktieren – obwohl wir uns nie getroffen haben. Meistens bieten diese Leute mir an, meinen Vertrieb, meine Kommunikation oder alles zusammen verbessern zu wollen…Sie kennen das.
Relevanz als Gradmesser
Schnell eröffnet man dabei eine Relevanzdiskussion. Ist die Person, die uns unaufgefordert als Kontakt hinzufügen möchte, relevant genug für das eigene Netzwerk? Sind die Inhalte, die man von ihr erwarten kann, relevant für das eigene berufliche Umfeld? Darüber entscheiden wir intuitiv und in Sekunden. Und ich kann jedem nur raten, möglichst kritisch zu sein bei der Auswahl. Schließlich entscheidet der schnelle Klick darüber, wie die eigene Timeline vom LinkedIn-Algorithmus gestaltet wird.
Wenn wir die Relevanzdiskussion sowieso gerade führen, können wir diese auch für unser eigenes LinkedIn-Verhalten nutzen. Sind meine Inhalte denn reine Werbung in eigener Sache oder tatsächlich relevant für meine Follower? Bin ich ein relevanter Kontakt für die Person, die ich hinzufügen möchte oder reicht es, wenn ich der Person folge? Die Antworten darauf entscheiden maßgeblich über die Reichweite, die ich bei LinkedIn erzielen kann. Und jeder sollte daran interessiert sein, eine qualitativ und quantitativ hohe Reichweite zu erzielen.
Die Person, die in ihrer Profilbeschreibung mein Bauchfett (und sicher auch mein Portemonnaie) reduzieren wollte, war zeitgleich übrigens Verkaufsleiter für diverse Bierbrauereien. In dieser Funktion wollte sie mich aber wohl nicht ansprechen. Schade eigentlich.