Wenn man jung ist, stellt man sich gerne vor, wie das Berufsleben wohl aussehen wird. Die Realität ist dabei oft eine andere. Hier ist meine Geschichte.
Big Brother
Schon während des Studiums habe ich – wie viele Studierende auch – erste Berufserfahrungen über Werkstudentenjobs gesammelt. Alles für den Lebenslauf. Dabei starten Studierende fröhlich und naiv mit dem ersten, möglicherweise wegweisenden Studijob und werden nicht nur mit der realen Arbeitswelt konfrontiert, sondern erleben auch allzu oft völlig überzogene Regeln und Ansprüche. Das Resultat: verzerrte Erwartungen ans Arbeitsleben und unter Umständen traumatisierte Studierende.
Eine Werkstudentenstelle ist oftmals kein Zuckerschlecken. In meinem Fall war ich das unterste Glied an einer sehr langen Kette im Schadensmanagement, stetig steigende Produktivitätsanforderungen und extravagantes Micromanaging inklusive. Schlimmer noch: Kombiniert mit täglichem Kundenkontakt war es das Material, aus dem Horrorfilme gemacht sind. Zumal sich die Produktivitäts- und Zeitmanagementanforderungen nicht nur auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden auswirkte, sondern auch auf die Qualität der Kundenbetreuung. Alles nach dem Motto: Produktivität Top, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit Flop.
Soll ich dich mit einem Sommertag vergleichen?
Meine Wünsche für meine Zeit nach der Uni waren somit beinahe lachhaft simpel: Nicht mehr im System hinterlegen müssen, wenn ich auf die Toilette gehe oder mir etwas zum Trinken hole. Vor allem wollte ich aber in meinem Job Spaß haben.
Als sich mein Studium dann langsam dem Ende neigte, lernte ich die Strategiekollegen kennen – die jungen Wilden in der Immobilienbranche, wie sie sich selbst nennen. Und zum ersten Mal war ich mit einem Praxisbeispiel einer Theorie konfrontiert, die ich bislang nur aus Wirtschaftsbüchern kannte. In meinem Studium faszinierten mich besonders die verschiedenen Theorien zum Thema Führungsstile. Und die ansprechendste Führungstheorie von allen war meiner Meinung nach die Theorie des transformationalen Führungsstils.
Der transformationale Führungsstil gilt als eine Führungspsychologie, deren Ziel es ist, die Motivation und Leistung der Mitarbeitenden zu steigern, indem sie ihr Team durch eine klare Vision inspirieren. Endprodukt ist ein kreatives und innovatives Arbeitsumfeld, die das gesamtheitliche Wachstum, aber auch individuelle Wachstum und Engagement der Mitarbeitenden fördert. Außerdem steht die Theorie in Zusammenhang mit einer erhöhten Produktivität.
Nun habe ich natürlich noch keine lange Zeit bei den Strategiekollegen verbracht, dennoch konnte ich sowohl bereits einige Parallelen zur transformationalen Führungstheorie ziehen als auch schon die Effekte an mir selbst beobachten. Witzig, wie das Leben so spielen kann, nicht wahr? Das eine Unternehmen erzwingt Produktivität durch Micromanaging und das andere Unternehmen – naja erzwingt schonmal gar nichts und reißt am Ende noch einen schlechten Flachwitz. Aber es funktioniert!
Interessant, war wohl doch möglich
Das Arbeitsumfeld bei den Strategiekollegen könnte sich von meinem vorherigen Arbeitsverhältnis nicht mehr unterscheiden. Während meine Kollegen und ich zuvor mehr zum Schein als Sein im Team agierten, ist es bei den Strategiekollegen gelebte Praxis. Wenn man zuvor gegenüber dem Unternehmen meist Argwohn empfand, findet sich hier kein Grund für solche Emotionen.
Vorgesetzte reden nicht über einen hinweg, sondern mit einem, und Engagement wird aus freien Stücken gezeigt, während es zuvor vorausgesetzt wurde. Umso mehr ist es keine Überraschung, dass ein positives Arbeitsumfeld, in der Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe gelebt werden, nicht nur das individuelle Wohlbefinden fördert, sondern auch maßgeblich zum Gesamterfolg des Unternehmens beitragen kann.
Nichtdestotrotz bin ich natürlich „dankbar“ für meine ersten Erfahrungen bei meiner Werkstudentenstelle. Zwar prägte es meine Erwartungen an das Berufsleben für eine gewisse Zeit unvorteilhaft. Dennoch konnte ich dadurch für mich lernen, was ich mir in einem Arbeitsverhältnis wünsche und vor allem was ich nicht mehr tolerieren möchte.
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