Zugegeben: Ich bin noch nicht so lange im (Vollzeit-)Arbeitsleben, als dass ich ausgedehnte Vergleiche zwischen der heutigen und der „vergangenen“ Arbeits- bzw. Bürowelt ziehen könnte. An einer Stelle kann ich aber durchaus auf Basis eigener Erfahrungen vergleichen: beim Thema Workation.

Old fashioned im Einzelhandel

Wie viele andere auch, habe ich während meines Studiums im Einzelhandel gejobbt. Ja, schon klar, das hat erstmal wenig mit der Bürowelt zu tun. In diesem Fall ist der Vergleich aber doch ganz fruchtbar.

Der stationäre Einzelhandel – und das sagt bereits der Name – ist darauf bedacht, seinen Kunden einen festen Ort zu bieten, an dem sie bestimmte Waren erhalten. Und wo die Kunden sind, sind auch die Verkäufer. Bei (krankheitsbedingten) Ausfällen kann auch mal der eine oder andere Kollege aus einem anderen Store interimsweise aushelfen. Eine Art „feste flexible Storeauswahl“ würde die Planung allerdings vollkommen aus dem Ruder laufen lassen. Außerdem freuen sich auch Stammkunden darüber, ihre Ansprechpartner vor Ort „zu kennen“.

Doch nicht nur der feste Ort ist ein Wesensmerkmal, auch die festen Arbeitszeiten sind im Einzelhandel gang und gäbe. Wenn der Store bis 21 Uhr geöffnet hat, stehst auch du da. Lächelnd. Und machst danach noch die Kassenabrechnung. Auch bitte lächelnd. Könnte ja jemand reingucken. Image ist alles.

Allerdings – und das muss man dem Einzelhandel zugutehalten – sind es besonders die größeren Handelsketten, die schon „zu meiner Zeit“ eine Art Workation angeboten haben: Während meines Auslandssemesters hätte ich nämlich durchaus für dieselbe Firma tätig sein können. Zwar hat sich nach kurzer Recherche leider herausgestellt, dass es an meinem Zielort keine offizielle Niederlassung der Firma gab. Dass es aufgrund der Wahl meines Aufenthaltsorts nicht geklappt hat, ist aber eher meiner Inflexibilität zuzusprechen als der des Händlers.

Gelebte Flexibilität

An der Umsetzung scheitert es bei den Strategiekollegen nicht. Ob ich im Büro arbeite, das Homeoffice nutze oder meine sieben Sachen packe und von einem anderen Land aus meine Kunden betreue, ist in den meisten Fällen nebensächlich. Remote-Arbeiten ist keine leere Floskel, sondern wird gelebt; vom Junior bis zum Geschäftsführer.

Ganz nebenbei bemerkt, ist es auch nebensächlich, ob ich Jogginghose, Jeans oder Rock trage. Das sieht man meist eh nicht. Danke an Microsoft-Teams für diese wahrlich angenehme Arbeitsweise.

Auch der Zahnarzttermin mitten am Tag ist kein Auslöser für mehr oder minder panische Schweißausbrüche. Wir arbeiten nicht nur mit, sondern auch in Teams. Fällt jemand in einem entscheidenden Moment oder länger aus, übernehmen die anderen. Easy. Dadurch, dass wir hier Allrounder sind, ist es für alle möglich, eben ein Posting einzustellen oder ad hoc eine Pressemitteilung zu verfassen.

Schlüssel kaputt?

Die Flexibilität, wie ich sie hier genieße, teile ich allerdings nicht mit sämtlichen Kollegen in artverwandten Bereichen. Auch in vielen Agenturen ist diese Art des Arbeitens noch nicht angekommen. Sicherlich gibt es einzelne Tage, die die Mitarbeiter im Homeoffice verbringen dürfen. Vom Ausland aus zu arbeiten gehört aber nicht unbedingt ins Repertoire der Benefits.

Und ja, für viele aus den Generationen Y, Z und jünger hört sich folgendes höchstwahrscheinlich mehr als rückschrittlich an: Auch Diensthandy und Firmenlaptops gehören in vielen Agenturen bis dato nicht zur Standardausrüstung für (neue) Mitarbeiter.

Apropos Gen Z: Laut einer Umfrage, die der Spiegel [SS1] erst vor kurzen veröffentlicht hat, fällt die Wahl auf jene Arbeitgeber, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen, sich selbst zu verwirklichen. Dazu gehört auch die (fachliche) Weiterentwicklung – und wie könnte man das, insbesondere in einer immer globaleren (Arbeits-)Welt, besser umsetzen, als Willige dazu zu befähigen, von verschiedenen Standorten aus zu arbeiten? Quasi Work and Travel 2.0.

Es könnte so einfach sein

Wenn die Agentur dann noch bei einem weltweit agierenden Anbieter von Coworking-Spaces mietet, ist das Glück (für mich) perfekt. Das erlaubt es uns, in sämtlichen Niederlassungen den Laptop aufzuschlagen. Für Bürogänger wie mich ein Segen. Nicht nur kann ich Privates vom Beruflichen räumlich trennen, ich begegne außerdem immer wieder tollen und interessanten Menschen aus der ganzen Welt.

Hier schließt sich der Kreis: Glückliche Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Wie das Glück des Einzelnen aussieht, ist naturgemäß hochgradig individuell. Doch eines steht fest: Ich, genau wie viele andere, würde mich nicht mehr mit einem starren System zufriedengeben.


 [SS1] https://www.spiegel.de/start/berufswuensche-der-generation-z-lieber-ein-hohes-gehalt-als-einen-arbeitgeber-der-gutes-tut-a-8d7fdbee-bb91-4720-a789-81c30492c292

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